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Höhenschwindel und Höhenangst

Nur die wenigsten Menschen sind von Haus aus schwindelfrei. Viele Menschen leiden auch unter Höhenangst. Was steckt dahinter?

Fernsehturm Kairo

Das Ziel ist 160 Meter hoch. Mit einer Geschwindigkeit von sieben Metern pro Sekunde geht es im Aufzug Stück um Stück bis zur Aussichtsplattform nach oben. Auf der Aussichtsplattform des Fernsehturm Kairo angekommen, hat man einen faszinierenden Blick über Kario. Sogar die Pyramiden von Gizeh sind zu sehen. Eigentlich eine tolle Aussicht, wenn man nicht am ganzen Körper zittern und ein flaues Magengefühl sich bemerkbar machen würde. Höhenschwindel hat uns im Griff.

Höhenschwindel ist ein normales Phänomen und nicht krankhaft. Der Entfernungsschwindel tritt dann auf, wenn der Abstand zwischen den Augen und dem nächsten sichtbaren festen Objekt zu groß wird. Unser Gehirn bekommt hierbei widersprüchliche Informationen von den Sinnesorganen. Schließen wir die Augen, dann hört dieser Schwindel wieder auf.

Neben der Destabilisierung der Körperhaltung gilt auch das angeborene sogenannte Klippenphänomen als biologische Ursache des Höhenschwindels. Kleinkinder meiden hierbei große Tiefen, obwohl sie vorher keine schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Tipps gegen Höhenschwindel

Schwindelfreiheit wird häufig beim Bergsteigen für schwierigere Routen vorausgesetzt. Es ist in gewissem Umfang trainierbar. Halten Sie sich an ausgesetzten Stellen fest und vermeiden Sie dort frei zu stehen. Soweit möglich, sollten Weit- und Tiefblicke vermieden und die Konzentration auf die nächsten Schritte gerichtet werden. Beobachten Sie möglichst keine bewegten Objekte, wie Vögel, Flugzeuge oder Wolken. Besser konzentrieren Sie sich auf kontrastreiche Gegenstände im seitlichen Blickfeld. Daneben möglichst kurz nur in die Tiefe blicken, da der Höhenschwindel erst nach einigen Sekunden entsteht. Achten Sie darauf, dass Ihre Füße möglichst horizontal auf dem Boden stehen.

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Akrophobie

Die Akrophobie gehört zu den Angststörungen und wird häufig als Höhenangst bezeichnet. Der Begriff kennzeichnet sich durch die Angst vor einem Kontrollverlust. Akrophobie tritt unter anderem auf Türmen, Aussichtsplattformen, hohen Bergen, auf Brücken, Hochhäusern, Balkonen und Leitern auf. In diesen Angstsituationen sind Gedanken wie „Ich könnte fallen!“ normal. Steht man hingegen hinter einer Glasscheibe im Hochhaus, dann kommt es oft zu keiner Angstreaktion.

Gewisse körperliche Beschwerden können bei der Höhenangst auftreten. Das sind unter anderen Atemnot, Herzklopfen, Herzrasen, Schwindel, verstärktes Schwitzen, ein Engegefühl in der Brust oder ein Panikgefühl. Als negative Gedanken malen sich Betroffene aus, wie sie die Kontrolle verlieren und hinunter stürzen.

Wann sollte Höhenangst behandelt werden?

Wer unter Höhenangst leidet, wird es vermeiden sich in Höhen zu begeben. Gewisse Berufe können mit solch einer Angst kaum ausgeübt werden. Ist das Leben und die Bewegungsfreiheit im Alltag erheblich eingeschränkt und leiden Betroffene darunter, dann sollte die Höhenangst behandelt werden.

Konfrontationstherapie

Gewöhnlich wird die Höhenangst mit der Konfrontationstherapie behandelt. Der Betroffene geht mit dem Therapeuten dabei direkt in die Situation, die mit der Angst verknüpft ist. Mit Hilfe geeigneter Strategien lernt der Betroffene, in diesen Situationen mit der Angst und den als lebensgefährlich erlebten körperlichen Symptomen umzugehen. Höhen können bewältigt werden, ohne dass etwas passiert. Konkret bedeutet das: rauf auf die Brücke oder den Turm, runter schauen und erleben wie die Angst hochkommt. Wichtig ist von Anfang an so lange in der Situation zu bleiben, bis die Angst auch in der Situation nachlässt. Das Erlernen von Entspannungstechniken, wie etwa die Progressive Muskelentspannung, helfen in der Therapie und können die körperlichen Begleiterscheinungen der Angst reduzieren.

Bei schwierigen Fällen müssen zunächst Zwischenziele definiert werden. Sinnvoll ist es an verschiedenen Höhensituationen zu üben. Die Zeit der Konfrontationsdauer sollte langsam gesteigert werden.

Einsatz von Medikamenten

Bei der Behandlung können auch Medikamente eingesetzt werden. Neurowissenschaftler der Universität Basel haben herausgefunden, dass die herkömmliche Verhaltenstherapie mit der Gabe des Stresshormons Kortisol unterstützt werden kann. Das Stresshormon hilft wohl bei der Löschung der angstbeladenen Gedächtnisinhalte und erleichtert das Erlernen neuer, angstfreier Erinnerungen.

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