Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde befasst sich mit Erkrankungen, Verletzungen und Funktionsstörungen der Ohren, der oberen Luftwege, der Mundhöhle und des Rachens. Im Regelfall handelt es sich dabei um medikamentös zu behandelnde Infekte. Daneben gibt es jedoch Krankheitsbilder, deren sorgsame Abklärung und Behandlung durch den Hals-Nasen-Ohren-Facharzt unbedingt notwendig ist, um bleibenden Schäden vorzubeugen. Die HNO-fachärztliche Untersuchung richtet sich vor allem nach folgenden Symptomen:
Schwerhörigkeit
Unter Schwerhörigkeit versteht man eine Minderung des Hörvermögens. Die Ausprägung der Störung kann von leichter Schwerhörigkeit bis zur Gehörlosigkeit reichen. Diese tritt häufig ab dem fünften Lebensjahrzehnt auf und es besteht dadurch eine Behinderung im Alltagsleben. Frühzeitiges Erkennen und Behandeln ermöglicht eine Hörrehabilitation und vermeidet eine irreversible Hörentwöhnung.
Die Schwerhörigkeit wird in zwei Formen eingestuft. Die erste ist Schallleitungsschwerhörigkeit, bei der die Ursachen im äußeren Bereich des Ohres oder im Mittelohr liegen. Eine Ursache kann ein Pfropf aus Ohrenschmalz sein, der den Gehörgang verstopft. Daneben kann eine chronische Mittelohrentzündung vorliegen mit einem beschädigten Trommelfell. Die zweite Form der Schwerhörigkeit ist Schallempfindungsschwerhörigkeit, bei der die feinen Haarzellen in der Hörschnecke beschädigt sind. Dadurch können sie den Schall nicht mehr richtig in elektrische Signale für das Gehirn umwandeln. Solche Schäden können u.a. durch Lärm entstehen.
Tinnitus
Tinnitus oder Ohrgeräusche sind ein Symptom verschiedener Ursachen. Der Beginn der Krankheit liegt typischerweise zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Besonders in den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Tinnituspatienten in den westlichen Industrieländern stark gestiegen. Häufig treten Tinnitusfälle ohne derzeit diagnostizierbare medizinische Ursache auf, jedoch nehmen sehr viele Patienten in stressbeladenen Lebensphasen und Situationen verstärkt Ohrgeräusche wahr. Ein psychosomatischer Einfluss kann somit nicht ausgeschlossen werden. Auch physiologische Ursachen, wie starker Lärmeinfluss oder Entzündungen des Ohres, konnten Experten als Ursache feststellen. Tinnitus kann als Folgeerscheinungen Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände und Arbeitsunfähigkeit nach sich ziehen. Eine gezielte Beratung und Therapie erfordern eine differenzierte medizinisch-audiologische und gegebenenfalls psychometrische Diagnostik.
Heiserkeit und chronischer Husten
Der Reflux, das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre, führt häufig zu Symptomen wie chronischer Heiserkeit, Stimmermüdung, Verschleimung, Räusperzwang, chronischem Husten oder Kloßgefühlen im Hals. Das Erkennen von Schleimhautveränderungen im unteren Rachen bzw. am Kehlkopfeingang durch den HNO-Facharzt kann oftmals rechtzeitig zu einer präventiven diätetischen Beratung führen. Bei unklaren Schluckbeschwerden ist eine Röntgenkinematografie während des Schluckakts durchzuführen.
Schnarchen
Das Schnarchen ist gekennzeichnet durch laute Atemgeräusche der oberen Luftwege während des Schlafes. Mit zunehmendem Alter schnarchen rund 60 % der Männer und 40 % der Frauen. Das Schnarchgeräusch entsteht durch flatternde Bewegungen des Gaumens und des Zäpfchens, zum Teil auch des Zungengrundes und des Rachens beim Atmen. Beim Schnarchenden liegt generell eine Blockade der Atemwege vor. In einigen Fällen kann Schnarchen durch Nasenatmungsbehinderungen hervorgerufen sein, wie auch durch Allergien. Es können somit verschiedene Faktoren in Frage, die als Ursache für Schnarchen gelten. Einfache selbst durchzuführende Maßnahmen zum Mildern des Schnarchens kann eine veränderte Schlafposition, feste Schlafzeiten und Vermeidung jeglichen Alkoholgenusses sechs Stunden vor dem Schlafen sein. Da sich Fett auch im Rachenbereich ablagert und die Atmung behindern kann, ist bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion anzustreben.
Für viele Betroffene ist Schnarchen zunächst kein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem, für das man einen Arzt aufsuchen müsste. Jedoch Schnarcher aus einer Risikogruppe (Blutdruck, Übergewicht, etc.), sollten sich beim Hals-Nasen-Ohren Arzt auf mögliche Gefährdungen hin untersuchen lassen. Schlafstörungen, vor allem häufiges Aussetzen des Atmens (Schlafapnoe) im Schlaf, kann zu folgeschweren Erkrankungen führen. Eine endoskopische HNO-Diagnostik gehört bei solchen Symptomen heute zum medizinischen Standard.
Globussyndrom
Zu den am häufigsten beklagten Symptomen zählt das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben (Globus hystericus). In der Regel ist das Schlucken von Speichel bzw. das leere Schlucken bei einem Globussyndrom schmerzhaft oder unangenehm, das Atmen wird als erschwert und anstrengend empfunden. Ein Zwang sich zu räuspern und geringfügige Stimmstörungen können ebenfalls bestehen. Die Ursachen dafür reichen von funktionellen Stimmstörungen über chronische Entzündungen bis hin zu Schilddrüsenerkrankungen und Funktionsstörungen im Bereich des Schultergürtels, der Halswirbelsäule oder psychogenen Faktoren, wie Stress. Schließlich können auch chronisch entzündliche und allergische Erkrankungen durch ein Herdgeschehen (Focus) im HNO-Bereich verursacht oder unterhalten werden.
Mandelentzündung
Plötzliches Fieber, Atemnot sowie Schmerzen im Hals beim Schlucken oder Öffnen des Mundes, die bis in die Ohren ausstrahlen, deuten auf eine akute Mandelentzündung hin. Therapien mit Antibiotika lindern Beschwerden und beschleunigen Heilungsabläufe. Manchmal treten Mandelentzündungen immer wieder auf. Bei etwa sechs Mal im Jahr sprechen HNO-Ärzte von einer chronischen Form. Dann stellt sich die Frage, ob operiert oder konservativ behandelt werden sollte.