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Pilgerwege – der lange Weg zu sich selbst

Pilgern ist im Trend: Die einen suchen Abstand zum Alltag, andere nach dem Lebenssinn und die Nähe zu Gott.

Allee

In den vergangenen Jahren hat eine Vielzahl von Menschen das Pilgern für sich entdeckt. Beliebt ist der Jakobsweg nach Santiago de Compostela im Nordwesten von Spanien. Meist zwischen 100.000 und 150.000 Menschen sind jährlich auf dem Weg unterwegs. Fällt der Festtag des Hl. Jakobus (25. Juli) auf einen Sonntag, dann sind in es in so einem Heiligen Jahr auch schon mal jährlich 100.000 Menschen mehr. Der Jakobsweg ist ein alter Pilgerweg zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Galicien, der in jüngster Zeit wieder vermehrt Zuspruch aufgrund zahlreicher Medien- und Buchveröffentlichungen gefunden hat.

Die begehrte Pilgerurkunde erhalten die Pilger im Pilgerbüro neben der Kathedrale in Santiago, wenn sie mindestens die letzten 100 km vor Santiago zu Fuß oder 200 km mit dem Pferd oder Fahrrad auf dem Camino zurückgelegt haben. Um die Pilgerunterkünfte zu nutzen und die Pilgerurkunde in Santiago zu erhalten, ist jedoch ein Pilgerausweis nötig, den es in Deutschland bei verschiedenen Jakobus-Gesellschaften gibt.

Nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen Ländern wie Deutschland existieren Pilgerwegen. Viele wurden in den letzten Jahrzehnten anhand historischer Pilgerrouten neu angelegt. So wurde beispielsweise der Pilgerweg von Nürnberg über Ulm nach Konstanz nach den Berichten spätmittelalterlicher Jakobspilger und anhand historischen Heeres- und Handelsstraßen angelegt.

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Welche Beweggründe haben die Pilger?

Die Beweggründe der Pilger sind unterschiedlich: In vielen Fällen steht nicht das Ziel im Vordergrund, sondern der Weg. Manchmal möchte man einen Schicksalsschlag bewältigen, man möchte ausbrechen aus dem Arbeitsalltag, Stress abbauen, die Akkus wieder aufladen oder sucht einfach den Sinn des Lebens. Besonders stressgeplagte Menschen haben pilgern für sich entdeckt, um für ein paar Tage oder Wochen aus der Alltagsenge zu entfliehen. Mit jedem Schritt Abstand gewinnen, Hektik hinter sich lassen, die Freiheit genießen und sich Energie holen für die nächsten Herausforderungen.

„Auszeit vom Alltag: Der Weg steht im Vordergrund, nicht das Ziel.“

Pilgern ist nicht gleich wandern, da eine religiöse Komponente hinzukommt. Doch in der zunehmenden Anhängerschaft stehen die religiösen Dinge nicht unbedingt immer im Vordergrund. Meist reizvoll ist der Pilgerweg entlang der Kapellen, Kirchen und Klöstern. Doch vielen Pilgern ist der innere Weg wichtig. Der Pilger möchte vom Alltagsleben entschleunigen und versucht das ständige Gedankenkarussell der Sorgen und Nöte abzuschalten.

Tipps zur Ausrüstung

Auf den Pilgerweg sollte möglichst nur das Gepäck mitgenommen werden, das man selbst tragen kann. Lieber zu wenig als zu viel. Mit jedem Tag mehr werden Sie erkennen, auf wie viel Dinge man problemlos verzichten kann. Wichtig ist ein gutes Schuhwerk, das Sie die täglichen 20 bis 30 Kilometer ohne Blasen laufen lässt. Hilfreich auf der Pilgerreise ist Pflegebalsam für die Füße, eine kleine Notfallapotheke mit Blasenpflaster und Sportsocken.

Praktisch ist auch eine flexible Hose mit abnehmbaren Hosenbeinen und geräumigen Taschen. Dazu eine atmungsaktive Jacke, die den Schweiß nach außen trägt, wie auch bei Regenwetter dicht ist. Die gesamte Kleidung sollte atmungsaktiv, pflegeleicht und schnelltrocknend sein.

Falls Sie besonders in den heißen Sommermonaten Juli und August gehen, sollten Sie auf den Sonnenschutz sehr viel Wert legen. Eine Schirmmütze mit Ohren- und Nackenschutz bietet einen guten Schutz gegen die Sonne. Da es unterwegs einige Brunnen und Wasser-Zapfstellen gibt, reicht meist eine Halbliter-Wasserflasche aus.

Für Ihre Erinnerungen ist eine kleine Fotokamera empfehlenswert. Tragen Sie Ihre wichtigen Dokumente, Bargeld und besonders die EC- und Kreditkarten in einer Bauchtasche unter Ihrer Kleidung.

Legen Sie für jeden Tag ein Pilgerziel fest und seien Sie bei der Länge der Etappe nicht zu ehrgeizig. Wichtig: Die Zuteilung der Schlafplätze in den Herbergen erfolgt nach der Reihenfolge der Ankunft. Empfehlenswert ist ein Schlafsack mitzunehmen. Falls Sie einen leichten Schlaf haben, dann vergessen Sie nicht die Ohrstöpsel zum Schutz gegen die kräftigen Schnarchgeräusche im Schlafsaal.

An vielen Pilgerwegen weisen Pilgermuscheln den richtigen Weg. Je nach Ausrichtung der Pilgermuschel, entweder geradeaus, nach links oder rechts der Strecke folgen.

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