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Frühwarnsignale beim Burnout

Stress, Überforderung, Kummer, Ärger und Sorgen: Ist man nur angestrengt oder schon ausgebrannt? Auf die ersten Anzeichen eines Burnouts sollte man achten. Nach Expertenschätzungen könnten mehrere Millionen Menschen davon betroffen sein.

Burnout

Wann sind Sie zum letzten Mal am Fenster gesessen und haben stundenlang die Regentropfen oder die Vögel im Garten beobachtet, ohne zeitgleich zu telefonieren, E-Mails zu schreiben oder im Internet zu surfen? Wird bestimmt Jahre oder sogar Jahrzehnte her sein. Heutzutage möchten viele Menschen alles gleichzeitig machen, damit ja keine Sekunde ungenutzt verloren geht. Aktiv in jeder Hinsicht und sogar in der Freizeit. Viele Menschen können sich in ihrer Freizeit nicht mehr entspannen.

Im Beruf ist es heutzutage nicht anders. Aktionismus, Hektik, enormer Zeit- und Leistungsdruck sind an der Tagesordnung. Arbeitnehmer und Selbstständige stehen häufig unter Dauerstress. Immer mehr Informationen müssen erfasst und verarbeitet werden, auf immer mehr Situationen und Emotionen müssen wir reagieren.

Die körperliche Belastung ist in der Regel heute geringer als in früheren Zeiten, doch der psychische Stress hat enorm zugenommen. Nicht selten wird bis an die Grenzen der Belastbarkeit und rund um die Uhr gearbeitet. Sonst wird die Zielerreichung mit zweistelligen Wachstumsraten nicht erzielt und es droht vom Management großen Ärger und Sanktionen. Viele Menschen können am Abend oder am Wochenende nicht mehr von der Arbeit abschalten und loslassen. Die Informationstechnologie macht es zugleich technisch möglich und es lässt sich daheim weiterarbeiten. Es gibt immer etwas u tun und der Arbeitsstapel wird nie kleiner.

Frauen müssen heutzutage einen regelrechten Spagat machen, um Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Dabei stellen sie hohe Erwartungen an sich selbst und wollen perfekt mit allen Mitteln sein. Anstatt rechtzeitig eine Pause zu machen, halten sich Betroffene oft mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln einsatzfähig.

Ausgebrannt sein

Burnout ist keine Krankheit mit eindeutigen diagnostischen Kriterien, sondern ein langsamer, andauernder Prozess. Die typischen Symptome sind anhaltende Müdigkeit, Abgeschlagenheit, gesunkene Motivation und den Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen. Viele Betroffene schotten sich vor ihrer Familie und den Freunden ab, wollen nur noch ihre Ruhe haben. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wird verloren. Der Akku ist ständig leer bei einem Zustand der totalen Erschöpfung.

„Man sollte mit sich selbst befreundet sein. Dabei sollte ein positives Selbstbild und ein Selbstwertgefühl entwickelt werden.“

Nicht nur Manager, Politiker und Prominente sind von einem Burnout betroffen, sondern durchschnittlich jeder sechste Deutsche leidet darunter. Es kann jeden treffen, der beruflich oder privat stark gefordert wird. Wer durch seelische Belastungen ausgebrannt ist, erkennt dies häufig sehr spät. Zwar ist das Leiden offiziell als Krankheit anerkannt, doch die eindeutige Diagnose für Burnout bleibt schwierig.

Merkmale eines Burnouts

Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger verwendete erstmals 1974 den Begriff Burnout bei vielen Fällen in Helfenden Berufen, die aufgrund häufiger Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit und Frührente besonders auffällig waren. Dieses „Ausgebrannt sein“ ist eine körperliche und emotionale Erschöpfung und eine reduzierte persönliche Leistung, verbunden mit dem Verlust sich wieder zu erholen. Betroffene leiden nicht unter kurzen Belastungsspitzen, die aufgrund Projektdrucks hin und wieder entstehen können, sondern unter ständiger Überforderung und enormem Stress. Schon geringe Anlässe können bei Burnout-Betroffenen heftige emotionale Ausbrüche nach sich ziehen.

Psychosomatische Reaktionen können den Burnout begleiten. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen und haben Versagensängste und Minderwertigkeitsgefühle. Körperliche Beschwerden, wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Tinnitus, Verspannungen, Magen-Darm-Beschwerden und Schlafstörungen, treten fast regelmäßig auf. Die Folge: Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit nehmen stark ab.

Schließlich führt der Burnout-Prozess durch ein Gefühl wachsender Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit langsam zu Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Der ganze Prozess verläuft schleichend und wird von Betroffenen oft nicht rechtzeitig erkannt.

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Frühwarnsignale

Erste Anzeichen eines beginnenden Burnouts können bereits Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit sein. Wird nichts unternommen, verschärft sich die Situation. Freizeitaktivitäten geraten dabei immer mehr in den Hintergrund und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Anstatt sich Ruhe und Entspannung zu gönnen, dreht sich alles rund um die Arbeit und die Tätigkeiten.

Anfangs führt die Ermüdung der Muskeln zu leichten Verspannungen. Dies ist meist noch nicht problematisch. Erst wenn diese Verspannungen aber dauerhaft anhalten und zu Unbeweglichkeit, Blockaden und Durchblutungsstörungen führen, dann ist es höchste Zeit, die Lebensweise zu ändern. Denn in letzter Konsequenz führt ein Raubbau am Körper zu Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Präventive Maßnahmen

Wer bei Burnout zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Medikamenten, Nikotin, Koffein oder Alkohol greift, schadet seiner Gesundheit zusätzlich. Es gilt: Vorbeugung ist die beste Therapie. Dazu gehört, dass sich jeder bewusst macht, welchen Anforderungen er gerecht werden muss und welche Belastungen sich daraus für ihn ergeben.

Gewisse persönliche Faktoren verstärken das Risiko, auszubrennen. Dazu zählen ein sehr großer Ehrgeiz, ein ausgeprägtes Helfersyndrom und Perfektionsmus. Dieser schadet oft, da man sich immer mehr unter Druck setzt, um perfekt zu sein oder auf andere so zu wirken. Oft startet ein regelrechter Kreislauf mit Selbstverurteilung und Unzufriedenheit. Stress, Erschöpfung und Depression können die negativen Folgen sein.

Burnout-gefährdet sind außerdem Menschen, die nicht Nein sagen können und Probleme mit der Stressbewältigung sowie mit der Selbstdisziplin haben. Es sollte klar sein, dass nach 10 Stunden Arbeit kaum noch jemand produktiv ist. Schalten Sie das Smartphone abends und am Wochenende aus. Alleine das rote Blicken des Smartphones für den Eingang einer neuen Nachricht, kann einem Burnout-gefährdeten Menschen aus einem entspannten Sonntag reißen.

Ist wirklich alles immer so dringend und wichtig und muss sofort beantwortet werden? Das Leben besteht nicht ausschließlich aus Arbeit und Beruf. Familie, Freundschaften und Hobbies sollten ebenfalls genügend Zeit eingeräumt werden. Sie machen Spaß und sind ein optimaler Ausgleich zur Arbeit.

Betroffene sollten Belastungen offen mit der Führungskraft oder dem Betriebsrat ansprechen. Aufgrund vieler Fehlzeiten haben Unternehmen und Krankenkassen vielerorts einen Änderungsbedarf erkannt und konzentrieren sich mittlerweile auf eine sinnvolle und wirksame Prävention. Bereits kleine Verbesserungsschritte sind eine Änderung der Arbeitsorganisation. Das könnte die Einrichtung eines Platzes zum zurückgezogenen Arbeiten ohne Telefon und E-Mail und regelmäßig kurze Pausen sein. Eine Führungskraft sollte zugleich Vorbild für die Belegschaft sein und selbst gut mit Druck und Stress umgehen können. Daneben gilt es die wesentlichen Führungsaufgaben wie Mitarbeitermotivation, Teamführung, Zielsetzung und offene Kommunikation bewusst wahrzunehmen.

Therapie gegen das Burnout-Syndrom

Bei einem Burnout ist es wichtig, dass der Betroffene seine Probleme eingesteht und dies mit seinem Umfeld kommuniziert. Zu Beginn einer Therapie steht eine genaue Diagnostik an. Je nach Schweregrad kann eine ambulante Psychotherapie oder bei schweren Fällen eine Therapie in einer Fachklinik nötig sein. Das wichtigste Ziel einer Therapie bei Burnout ist sich selbst wieder zu aktivieren und selbstbestimmt Lebens- und Verhaltensweisen zu verändern und daraus neue Kraft und Motivation zu schöpfen.

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